Wintersonnenwende

Am 21. Dezember feiern wir als besonders schönes Fest im Jahreskreis mit der Wintersonnenwende die Wiedergeburt des Lichts. Nach einem halben Jahr in dem die Tage immer kürzer geworden sind, nehmen die Tageslänge und damit die Helligkeit jetzt wieder zu.

fotografiert von Sophie Eckhart

Unsere Ahnen nannten diese Nacht auch Modranith oder die Nacht die Mütter. Unsere Vorfahren wussten, dass die Muttergöttin in der tiefsten Stille und Dunkelheit das Lichtkind, den Sonnengott – in der christlichen Welt das Jesuskind  – gebiert. Die große Mutter war natürlich die Erde selbst, die tief in ihrem Bauch das Lichtkind zur Welt bringt. Verehrt wurde zu diesem Fest die heilige weibliche Dunkelheit genauso wie die heilige männliche Kraft des Lichts. Feiern zur Geburt des Lichts gibt es in allen Kulturen.

In der Natur scheint es, als ob alles abgestorben wäre. Die Tage sind kurz, kalt und meist düster. Die Bäume haben ihre Blätter verloren. Die meisten Pflanzen haben sich in die Erde zurück gezogen. Nur ein paar immergrüne Pflanzen, wie Nadelbäume, Eibe, Wacholder oder Efeu schenken uns Hoffnung. Und ein paar tanzen ganz aus der Reihe und wachsen gegen die „Zeit“ wie z. B. die Mistel.

Auch die Tiere haben sich zurückgezogen. Einige halten Winterruhe, andere sind in den warmen Süden umgezogen oder sind gestorben. Die anderen versuchen sich der kalten Witterung so gut wie möglich anzupassen.

Es ist auch für uns eine Zeit des Rückzugs und der Innenschau. Oft haben wir jetzt das Gefühl, dass uns „Steine in den Weg gelegt werden“ und nichts weiter geht mit unseren Projekten und Visionen. Es dauert noch ein bisschen, bis wir wieder mit frischer Kraft in den Frühling starten können. Die Zeit der Dunkelheit ist die Beste Zeit um mit Ruhe und Entspannung unsere Energietanks wieder aufzufüllen.

fotografiert von Sophie Eckhart

Mit der Wintersonnenwende beginnen auch die Rauhnächte. Sie dauern 12 Nächte und gelten als „Zeit zwischen den Zeiten“. Die Zeit steht in diesen Tagen still und kein Rad soll sich drehen. Das Alte wird abgeschlossen, damit das Neue beginnen kann.

Wenn man in dieser Zeit nach draußen geht, fällt einem auf, dass es sehr still ist. Die Natur wartet darauf, wiedergeboren zu werden.

Oft ziehen heftige Stürme über das Land. Man sagt, die Percht zieht über’s Land. Die fegt alles von den Bäumen was morsch und abgestorben ist. Viele haben Angst davor, aber gleichzeitig wissen sie, dass es gut ist wenn das Alte weggefegt wird. Von der Percht sagt man auch, dass sie eine mächtige Unterweltgöttin ist, die die Seelen ins Jenseits führt, aber auch die Lebenden prüft, ob sie ein gutes Herz haben. Zu dieser Zeit verließen unsere Ahnen nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr das Haus.

In den Rauhnächten sind die Vorhänge zu den nicht sichtbaren Welten weit geöffnet. Darum wurde in dieser Zeit immer schon orakelt und man achtete auf die Träume. Man hat geräuchert zum Schutz vor der wilden Percht, aber auch zum Orakeln, als Opfergabe, zum Vertreiben von Krankheiten oder zum Beten um Segen für die Familie und das Haus.